Dienstag, 7. Juli 2015

Schweißarbeiten

Passend zur Hitzewelle hatte ich einen Schraubermarathon eingelegt. Nackt war noch zu angezogen.
Aber egal, es mußte getan werden. Was aber als Kleinigkeit anfing, entartete dann leider doch etwas...
Eigentlich wollte ich "nur" am Mercedes arbeiten und Restarbeiten am Jeep machen.
Tjaaaa,  und dann ging es irgendwie los.
Seit ein paar Wochen nehme ich den Buick wieder als Alltagswagen und somit stehen natürlich die Wartungsintervalle in kürzerer Folge auf der Matte. Also habe ich den auch noch dazwischen genommen.
Eigentlich nur so überschaubarer Kram wie Schrauben nachziehen, Ölwechsel, Keilriemenspannung, neue Zündkerzen ect.

Tja, und dann wollte ich mal nach dem Lenkspiel sehen. 

Relativ großes Lenkspiel hat er ja schon seit dem Tag, an dem ich ihn übernommen habe. Beim Käfer hätte ich gesagt: "Japp, da muß ich jetzt mal bei."
Beim US-Eisen wurde mir gesagt:" Japp, dat is normal. Leb damit. Ami halt..."
Naja, ich habe aber dennoch mal das WHB bemüht um zu sehen wo man das Lenkspiel - und vor allem wie - einstellt.
Oh! Erstaunen.
Eigentlich gibt es da ja nix einzustellen. Nur die Schwergängigkeit der Lenkung läßt sich per Schraube am Lenkgetriebe (mit Drehmomentangaben) variieren.
Öhm...das ist ja schön - und doof zu gleich. Denn ich habe definitiv ein Lenkspiel. Und zwar eine satte Handbreit gemessen am Lenkkranz.
Ich traute dem Braten nicht und sah mal lieber richtig nach.
Karre aufbocken und mal am Lenkrad gedreht. Absolutes Spiel. Dann habe ich auch nach der Hardyscheibe gesehen. Aber auch nicht zum erstem mal muß ich dazu sagen, aber dieses mal halt mit der Erkenntnis das es wohl doch nicht so normal ist mit dem Spiel.
Man kann die Scheibe zwar sehen, aber nicht sehr gut. Der HBZ liegt darüber, die Schläuche und Leitungen der Servolenkung und der Krümmer geht auch recht nah daran vorbei. Zu allem Überfluß ist auch Dreck und Fett dran, da unmittelbar darüber die Achse abgeschmiert wird. Gut, aber in einem gewissen Winkel ist sie zu sehen. Und sah auch noch ganz gut aus, daß Ganze.

So langsam dünkte es mir aber.

Also nahm ich einen alten Motorradspiegel, legte ihn so in den Maschinenraum das ich vom Lenkrad aus auf die Hardyscheibe sehen konnte und drehte mal lustig am Lenkrad.
Juuunge, was ich da zu sehen bekam, war aber garnicht mehr lustig!
Die Lenkspindel drehte sich, aber die Hardyscheibe nicht, bzw ihr Gegenstück vom Lenkgetriebe. Erst als das irgendwas auf "Anschlag" ging (am Ende des Spieles) drehte sich auch die Lenkung.

...

Unter dem Auto war ähnlich wenig zu sehen, da Rahmen, Krümmer und Leitungsgewirr den Blick etwas versperren. Aber nicht so schlimm wie von oben. Hier kam man sogar mit der Hand an die Hardyscheibe ran. Und ja. Sie war nicht mehr vorhanden! Zumindestens nicht in ihrer Funktion. Nur zwei Stifte waren die einzige "Verbindung mit dem Gegenstück. Dazwischen war nur noch Luft!!!!
Die Hardyscheibe war zwar noch an ihrem Platz, hatte aber mit keiner Seite mehr Verbindung.
Aber was soll ich sagen? In weiser Voraussicht hatte ich mir im Winter bei der Bestellung der Jeep-Teile in den USA, auch etwas für den Buick mitbestellt. Unter anderem eine Hardyscheibe, da ich das eigentlich bei jedem Auto neu mache.
Glück gehabt. Ja, ich weiß. Man hätte so auch weiterfahren können, ging ja die letzten Jahre auch. Und der TÜV hat es auch nie bemerkt, undundund. Jaja, ich weiß es!
Aber das ist halt eine Kopfsache.
Das wäre das gleiche, wie wenn man tagein, tagaus zur Haustür durch den Vorgarten rausläuft und irgendwann wird festgestellt, das unmittelbar unter einer Gewegplatte einen olle Bombe aus dem zwoten Weltkrieg liegt. Tausende male drübergelatscht und nix ist passiert. Aber ab dem Tag - und da wette ich drauf - wird man nicht mehr auf diese Platte treten, falls man überhaupt noch durch den Vorgarten läuft.

Es half nix, die mußte raus. Und jetzt ging es los. Denn es ist eine Heidenarbeit den Kram rauszubauen. Die ist nämlich recht eigentümlich konstruiert und somit auch etwas komplizierter verbaut. Gut, muß ja auch was aushalten das Ganze.

Junge junge, im "Bomben" bauen bin ich ganz gut. Die Halle voll mit zerlegten Karren und mit einer davon wollte ich auch noch wieder Heim. Das heißt ich konnte nur den Buick nehmen. Der Rest fuhr ja noch garnicht.



nach der Demontage des halben Autos, konnte ich das Mistding endlich rausrupfen

Links das Neuteil, dem aber die "Saukopfblende" (das Gegenstück von der Lenksäule) fehlte. Die mußte also aufgearbeitet werden


Die Nieten aufbohren um das Gegenstück für die Lenksäule frei zu bekommen


Diese zwei kümmerlichen Stifte griffen lose in die zwei Aussparungen des Gegenstückes. Ansonsten gab es keinerlei Verbindung zwischen Lenksäule und Lenkgetriebe! Die Reste der Hardyscheibe hingen unmotiviert und ohne Verbindung dazwischen rum. Dazu muß ich aber anmerken, daß in diesem Falle die Stifte wohl eine Sicherheitsvorrichtung sind. Und zwar für genau diesen Fall. Denn die Hardyscheibe besteht nur aus Gummi und nicht aus einem Verbundstoff (Gummi + Gewebe zb.) Die halten auch noch etwas aus, selbst wenn der Gummi porös ist.

Hart, spröde, zersetzt von Fetten, Hitze und Bremsflüssigkeit. Wer weiß vor wie vielen Jahren die schon aufgegeben hat.

So sieht das alles in neu aus...


Nun, nach dem nicht minder aufreibendem Einbau kann ich folgendes Résumé geben:
Das Auto fährt sich wie ver-wan-delt. Lenken ist trotz superweicher Servo, schön direkt und gibt eine gute Rückmeldung. Das Spiel ist nur noch in - konstruktiv bedingten - zarten Ansätzen vorhanden. Die "typische", amerikanische Schwammigkeit ging der Reviera eh ab, aber nun ist auch das tänzeln um die Lage Null halt völlig weg. Schnellfahren ist nun kein schweißtreibendes Vergnügen mehr. Und gemütliches Cruisen geht jetzt auch wirklich mit einer Hand am Steuer.
Kleines Ersatzteil, riesige Wirkung.
Kostet Nix, nur unter Umständen das Leben und dürfte bei 80% aller Altautos völlig vernachlässigt sein.
Also: schaut mal lieber nach.


Und wo ich schonmal dabei war, habe ich direkt auch den anderen Krempel verbaut. Stabis vorne, neue Bremsbelage hinten und auch noch die Bremsflüssigkeit gewechselt.







 Irgendwann wurde es vom Wetter her immer drückender. Also so stark, daß ich schon langsam anfing mich etwas taumelig zu fühlen. Nahezu unerträglich. Einher mit dieser drückenden Schwüle gaben sich hunderte von Bremsen ein blutsaugendes Stelldichein. Megaätzend.
Ein untrügliches Vorzeichen eines Gewitters. Das ließ auch nicht lange auf sich warte.














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