Dienstag, 4. Februar 2025

Der Vorbesitzer

Je mehr ich mit dem Auto zu tun habe, desto mehr Sachen springe ins Auge. Jetzt nicht nur die technischen Unzulänglichkeiten, das ist ja dieses Syndrom was jeder hat wenn er ein Auto kauft. Probefahrt vor Ort ist gut und schön, aber man übersieht eigentlich hart viel.

Nene, es sind die "Verschlimmbesserungen" des (verstorbenen) Vorbesitzers. Da sind Sachen dabei, wo ich mich frage was bei dem abging? Überall sind Verkabelungen, Zusatzschalter, Hebel, Dinge mit Draht festgemacht, verklebte Stellen, ne fehlende Sitzfläche der Rückbank, komisches Zubehör, Tinneff auf der Hutablage ect. So halber Kram überall.


Naja, gehen wir das mal durch.

Offensichtlich hatte der gute Mann ein Problem mit der Temperatur seines Gefährtes. Sein Lösungsansatz war speziel.

Hier war nach etwas suchen klar was geht. Oben echter Choke, links unten Kühlerjalousie, rechts unten Sommer/Winterklappe am Luftfilter. Der Klingelknopf daneben? Keine Ahnung was der macht.

Ja, richtig. Es gibt eine Bedienung für die Kühlerjalousie. Die ersetzt die dysfunktionalen Thermostaten. Den hat er nicht erneuert für 12 €, nene, den hat er versucht zu reparieren, scheiterte offensichtlich und verbaute stattdessen eine Regelung vor dem Kühler:


Naja, der dritte Chokezug betätigt die Sommer/Winterklappe am Luftfilter. Etwas, was man so ziemlich genau zweimal im Jahr betätigt. Tatsächlich finde ich das aber garnicht so doof, denn wenn die Karre warm ist, dann ist Frischluft für den Gaser gut, auch im Winter. Dummerweise hat er so garkeine Vorwärm- und Frischluftschläuche verbaut gehabt - somit war das eh für die Füße.


 

Hart war dann aber auch dieser Hebel hier (im Bild schon demontiert):

schöön scharfkantig

 

Jahaha, der Seilzug ging von hier direkt zum Vergaser und hatte tatsächlich die Funktion die Drosselklappe zu arretieren! Funktion ähnlich einer Krückstockhandbremse. Meine Damen und Herren: ein mechanischer "Tempomat". Das habe ich noch vor Ort in die Tonne getreten.


Die Befürchtung ohne Strom liegen zu bleiben war wohl ebenfalls ein Thema. Da schien auch mal was vorgefallen zu sein - ob es an seinen Strombasteleien lag sei dahingestellt. Vielleicht ist ja irgendwo noch was im Busch. Zumindestens ist eine neue Lima verbaut und ein Kontrollgerät (in der Magerausstattunge die er hat, ist das natürlich nicht vorhanden) angebracht worden. Da nahm man natürlich etwas, was im Keller lag oder irgendwo abschraubbar war.

Voltmeter aus dem E-Schrank mit fliegenden Leitungen drangeknöselt

 

Andere Dinge erschließen sich so garnicht.


Von den beiden (!) Borduhren geht natürlich keine


Dafür sind von den drei Schaltern für die Heckscheibenheizung keiner für die Scheibe, sondern nur die Äußere betätigt die Wischwasserpumpe - der Rest der Schalter macht eiskalt nix.

 










Weiter unten wurde es auch wild. Das Radio war horrormäßig verbaut und wurde mit Isolierband am Platz gehalten. Ebenso wie der Aschenbecher. Und hier ging es echt ab, da dachte ich zum ersten Mal das der Typ ne Macke hatte.


Das Radio ist kaputt und er wollte das wohl ausbauen, überlauerte aber so garnicht die Funktion der Verriegelung im Schacht. Also hat er es mit auskratzen versucht - und scheiterte dabei. Tat dem Armaturenbrett nicht so gut.


Ich habe das dann gnädig mit einem besser passendem Gerät überdeckt.



So, aber der verklebte Ascher war der Hit. Nach dem entfernen der Klebestreifen, ließ sich dieser einfach herausziehen. Aber die federgesteuerte Klappe, welche ihn am Armaturenbrett in Position halten sollte wenn man ihn rauszieht, war festgegammelt. Tjoa, da ist der bestimmt bei der Fahrt immer wieder rausgepurzelt und er zog es vor das Thema so zu lösen. Die Klappe ließ sich aber mit etwas zarter Gewalt sofort zum Bewegen überreden!

Hä?

Zum Vorschein kam ein völlig überfüllter Behälter. Der hat mal gnadenlos den vollen Ascher zugeklebt.

noch etwas festgegammelt


Zack! Auf. Alter, liegt hier verbranntes Geld drin.

Tschja, die Marke Bastos NY.c, ist auch schon lang verblichen.


So, mal ein paar Impressionen:


Ja. Wischermanschetten.

haben auch schon ein paar Tage Sonne abbekommen

Ich glaube, sowas kannte ich bisher nicht - oder es ist mir nie aufgefallen das es das gab/gibt


Diese Plaketten kenne ich auch noch aus meiner Kindheit. Das hatten viele Karren drauf. Fast jeder Golf (1) hatte zb. die laufenden oder poppenden Karnickel drauf ( der Golf hieß in den USA Rabbit). Ein Herz für Kinder war auch so ein Allerweltsaufkleber.

In so alt gewordenen Autozubehörläden, hängen diese Dinger auch ab und an noch in den Regalen rum.




statt Würfeln


Zwischen dem ersten und dem zweiten Hund von links ist ein externer Scheibendefroster von AEG verbaut - angetrieben vom Strom für die Heckscheibenheizung, allerdings angesteuert mit nem Fremdschalter unter der Lenksäule. Warum auch den Originalen nehmen?

 


 

Funktioniert wenigstens. Ja, macht warme Luft

 

Zoo


Ja, hintere Ausstellfenster. Leider verklebt und gesichert. 19 € für ne Dichtung war wohl zuviel, oder der Mann hatte keinen Zugang zum Internet

 

Eigenwillig, aber trotzdem gut sind die selbsgebauten Radhausschalen aus PVC-Bodenbelag. Seltsam, aber zweckmäßig und auch soweit sinnvoll. Sie sind sogar sehr gut befestigt und bleiben somit erstmal am Platz. Die aus dem selben Material hergestellten Spritzlappen entfernte ich hingegen, da sie nur mit Draht befestigt waren.

 

So, das war es auf den ersten Blick. Mal sehen was wir sonst noch so finden, hihi.














Mittwoch, 22. Januar 2025

Ersatzkaffee

Da Fahrzeugtechnisch bei mir gerade ein unnatürlicher Druck in Richtung Neuerwerb ging, waren für mich ungewöhnliche Maßnahmen zu treffen. Sicherlich machte ich mir Gedanken über die Fahrzeuge, welche noch in meinem Besitz sind. Aber diese fielen nach reiflicher Überlegung aus. 

Der Transit ist im Alltag echt nicht so lustig und im Winter noch viel weniger, aber vor allem will ich dem nicht mehr soviel Salz aussetzen. Punkt. Soviele gibt es davon in dieser Konstellation nicht mehr.

Der Cherokee brauchte jetzt zu lange und auch zuviel Arbeit um mal eben auf die Straße zu kommen. Paßt einfach gerade nicht.

Kradfahren alleine fällt auch weg, denn hier ist so richtig Winter, seit Wochen so mit strengem Frost, Eiskratzen usw. und sehr viele Nebentraßen sind schlicht nicht geräumt. Och, das ist sogar mir zu gefährlich.


Nun gut, das klopfen auf die Büsche förderte auch so einiges Zutage. Allerdings war es entweder indiskutabel weil zu modern oder scheißhäßlich, dann wieder zuviel Arbeit für zuviel Geld, oder geil aber über dem Budget, oder schlicht viel zu viel Arbeit für den bestehenden Zeitdruck. 

Also gab es einen Schnelldurchlauf durch das Netz mit einer etwas anderen Suchprämisse: Alt genug um selber schrauben zu können - sprich sowas wie Vergaser, keine Sensoren ect., gültige HU, am Besten noch angemeldet, Heckantrieb, Preislich im unteren Rahmen angesiedelt. Arg zu klein sollte es auch nicht sein.

Dazu dahinter gestaffelt der Gedanke vielleicht nix zu kaufen wo man jetzt das Herz unbedingt dran verliert, aber man auch nicht Anschlag kotzen muß wenn man drin sitzt. Den Wagen wieder abgeben zu können ohne Herzschmerz zu bekommen wäre schon sinnvoll. Ich spielte auch kurz mit dem Gedanken nen W123er zu besichtigen. Den finde ich schon schlimm - besonders Innen - aber im Gegensatz zum indiskutablen W124 ist der noch erträglich und ließe sich auch recht gut wieder verkaufen. Egal ob Benziner oder Diesel.

Es gab so ein paar passende Angebote, aber oft hart weit weg. So richtig zum zünden kam es aber nicht und nach einigen Besichtigungen und Seiten durchsuchen war ich auch etwas Kopfmüde. Irgendwie nix am Start. Wieder mal war es meine bessere Hälfte, welche in solchen Situationen bisher ein nahezu unheimliches Talent besitzt etwas zu finden. Bei einem gemütlichen Abendessen in einem Restaurant sprachen wir über die zähe Suche und sie suchte selber kurz nebenbei auf dem Terrorfon, präsentierte mir nach ungefähr 20 Sekunden eine Anzeige - welche gerade erst seit einer halben Stunde online war - mit den Worten: "Und was ist mit dem?".

Wat? 

Foto aus der Anzeige

Hmm, das war von allen Parametern am nächsten dran. Das ich sowas mal sagen würde, oh mein Gott. 79er Opel Rekord E, 1.9er Automatik, Vergaser, gültige HU, Zwotürer, Heckantrieb, wenig Vorbesitzer, wenig gelaufen, Preis erstmal Ok. Also direkt mal angesaugt, Termin gemacht und am nächsten (wunderschönen) Wintermorgen einen Roadtrip 170km in Richtung Norden bestritten.

Ich war vor Ort noch nicht ausgestiegen, da flogen die Sprüche zwischen mir und dem Verkäufer schon hin und her. Wir verstanden uns auf den Schlag sofort. Das war ein Spaß und trug auch mit dazu bei das ich den Wagen - nach einem ordentlich Preisnachlass - am Ende kaufte. Geht doch nix über Wohlfühlshoppen.

Papiere mitgenommen, zwei Tage später die Mühle umgemeldet und Hopplahopp, ein Roadtrip stand an. 

Früh morgens, schön mit Werkzeug und Kaffe eingedeckt ging es los.


Erst aber den Hobel freikratzen

am allererstestens aber mal reinkommen

ist ja ihr Auto


Das Wetter war der Wahnsinn


Je weiter wir Richtung Norden kamen, desto mehr Nebelbänke gab es

Bei dem Nebel den wir hier in letzter Zeit haben, viel uns eine Scheiße richtig bitter auf. Diese ganzen ach so tollen Huppifluppi-Kisten können ja alles Mögliche. Aber dem Hirntoten Affen hinter dem Lenkrad sinnvoll zu unterstützen geht nicht. Von allen Autos die wir im zeitweise wirklich dichten Nebel sahen, hatte von den neuen Eimern - also die LED-Tagfahrlichtgurken - bis auf zwei(!) Ausnahmen keiner das Licht an! Von der Nebelschlussleuchte ganz zu schweigen. Hinten ist alles Finster. Das muß man sich mal reinziehen!

Natürlich ist das der Otto am Steuer schuld, der trägt ja die Verantwortung. Aber bei einem Auto das einem sogar den Schulterblick abnimmt und dabei auch noch den Anus massiert wärend man sich dabei auf Fotzbook die neusten Banalmüll reinziehen kann, geht der geneigte Lenker wohl davon aus das die Mutti Mühle das schon machen wird. 

Lebende Leichen.

Nun gut, wir kamen zumindestens dank eigener Überlebensinstinkte sicher beim Verkäufer an, hielten ein Pläuschen, gossen 5 Liter in den ratzekahlen Tank und dann ging es los Richtung Heimat. Da der Wagen die letzten Jahre eher rudimentär bewegt wurde, war ich etwas angespannt. Hatte bei der Probefahrt schon so ein zwei Sachen bemerkt, aber sei es drum. Wird schon werden. Der Verkäufer sah es wohl auch heiter bis wolkig und überreichte mir zum Abschied noch einen Talisman. 

Auwei



Erster Halt war die nächste Tanke.

natürlich falschrum angestellt

Hä? Kommt da der Sprit wieder unten raus? Ja.

Alleine die Zwei machen dem Wort Flottenverbrauch alle Ehre

Aber hier war auch ein geeignetes Plätzchen um mal etwas genauer zu gucken und ein paar Dinge zu richten.



Luft für die steinalten Pneus


Man, mit den Arbeitsklamotten sehe ich aus wie mein eigener Opa

Die Zündanlage war augenscheinlich Neu und auch soweit richtig eingestellt, also wurde mal am Vergaser gedreht, da der Motor nur mit Choke an blieb. Nach einigem hin und Her wurde dann eine Einstellung gefunden bei der er brav lief. Nicht supergut, aber reicht zum fahren.

Sooo, den ersten Kaffee hatten wir uns verdient. War ganz schön kalt


Weiter ging´s


Aber nicht lange ^^

Nach ein paar ruhigen Kilometern, nahm plötzlich die Leistung ab und die Gasannahme wurde unter Protest verweigert. Nanu? Mein Gefolge verriet mir das da Flammen aus meinem verchrohmten Endröhrchen entwichen. Hmm, das kann viel sein. Einiges davon auch sehr unerfreulich, aber auch hier gilt: erst einmal das naheliegenste/einfachste annehmen. Und was ist die Fehlerquelle Nummer Eins? Die Zündung!

Er war´s

Nein, ich war´s. Hatte vorher an der Tankstelle den Verteilerfinger nicht tief genug aufgesteckt und er ist gewandert. Gab zum Glück keinen Bruch. Superschrauber *Hüstel*


Dreck. Der Hobel schlägt immer noch Leck. Merke: nicht mehr volltanken. Ist eh besser für die Geldbörse

Ab da ging es dann über Land ohne besondere Ereignisse bis zum Wohnort von nem Kumpel. Der war aber nicht da - was wir schon wußten - aber unser Weg führte genau dort vorbei und dort wollte ich dann auch auf die Autobahn, da der Wagen bisher einfach lief und ich somit genug Vertrauen hatte das es auch so auf der Bahn weiter geht.




Unser Kumpel war zwar nicht zuhause...

...dafür trafen wir seinen Nachbarn. Zu geil, und der sagt noch das er maximal einmal pro Jahr mit dem Ding zum tanken fährt, hehe. Wenn das kein Zufall ist?

Wärend wir so Kaffee tranken, begutachteten wir den Neuerwerb mal ein bissel und ließen die harten individuellen Auswüchse des (verstorbenen) Vorbesitzers auf uns wirken.






Der skurillen Dinge gibt es mannigfaltig an dem Wagen, aber das zeige ich Euch gesondert noch.

Dann zogen wir weiter durch schöne Lande und hielten später noch zum Einkaufen wo man doch schon mit zwei Autos unterwegs ist.

 



















So, bis auf ein nicht so schönes Geräusch - was mich aber nicht so hart beunruhigt weil ich mir schon denken kann wo das her kommt - war soweit alles tutti. Läuft ruhig und langweilig. Die Reifen sind bissel überaltert, so schlappe 14 Jahre. Ach stimmt ja garnicht, das aufgesetzte Ersatzrad hat nen Reifen aus den 90ern montiert. Der Tank hörte erst nach gut 130 Kilometern auf sich seines Inhaltes zu entledigen, zumindestens in Richtung Straße. Richtung Motor stehen die Leitungen offen. Da muß ich mal ganz bald den Vergaser richtig einstellen. 

 Alles in allem bin ich erstmal zufrieden. Paßt schon für nen Ersatzkaffee

 

Das Beste habe ich ja noch garnicht erwähnt: ist sich rostfrei dem Gerät.