Dienstag, 31. Oktober 2017

Weggefährte

Vor ein paar Jahren habe ich in einem Anflug von irrationaler Schwäche meinen 64er an meinen Bruder verscherbelt. Der machte damit exakt nix und der Bucklige versauerte die letzten Jahre in einer Tiefgarage vor sich hin.
In dieser Zeit durfte ich mir des öfteren das Genöle meines Bruders über mich ergehen lassen, in welcher er sich darüber beschwerte wie teuer doch die Garage wäre und was den nun mit dem Auto passieren solle - Sprich: ich soll ihn doch gefälligst zurück nehmen weil Miete teuer usw. Verkaufen an Fremde ging aus moralischen Befindlichkeiten nicht.
Soso, nun ja.
Mittlerweile hatte ich dann aber doch genug davon. Und da mein nächster Verwandter nicht aus dem Quark kam, wurde es Zeit das der Wagen zu uns in die Halle kommt und nicht mehr im verkackten Köln in einer Tierfgarage vor sich hindämmert. Ich wollte ihn einfach in der Nähe haben.
Emotionen sind bei sowas einfach ein schlechter Ratgeber, aber ich habe einfach zuviel mit dem Wagen über die Jahre erlebt und ich sehe hinter dem Gammel einfach mehr.

Letztlich gab mein Hallennachbar den Ausschlag mit den Worten: Also ich habe Zeit, wir können den direkt holen.
Gott, eh!
Na gut. Dann soll es halt so sein.

Aber doch lieber am nächsten Tag, da der Wagen bestimmt etwas Zuneigung braucht um wieder zu laufen. Denn aus der Tiefgarage kommt er entweder nur aus eigener Kraft - oder mit sehr viel mehr Aufwand.
Der Morgen des besagten Tages fing schon leicht ätzend an, denn der Radiowecker malträtierte mich zur Begrüßung mit einem unterirdischen Lied der Band PUR - dies hatte leider unfaßbare Nachwirkungen auf den Rest des Tages zur Folge, denn ich hatte somit sofort einen hassenswerten Ohrwurm.
Ich belud den 170er mit Utensilien die ich zum wiederbeleben benötigte: Eine feine Fußluftpumpe, eine altersschwache Batterie (von meinem Bruder), die Schlüssel für Garage und Fahrzeug, etwas Spritschlauch und ein Ersatzkanister mit Brennstoff. Das sollte reichen. Werkzeug jeglicher Coleur schleppe ich im 170er eh mit mir rum.
Also war ich gerüstet.

Auf dem Weg zur Garage übernahm Hartmut Engler gnadenlos die Aufgabe des fehlenden Radios.
Prima, wieso ist mein Auto so leise das mein Gehirn der Meinung ist mich mit sowas zu beschäftigen?
Ein Zwischenhalt an der Tanke zum befüllen des Kanisters gab mir kurzeitig Linderung.

An der Garage angelangt fand ich den Wagen völlig eingestaubt und einsam vor. Zumindestens war also Platz und Ruhe.

Da steht er



Die "Ölmatte" war tatsächlich unnötig. Der Motor war immer noch dicht!
Die erste Amtshandlung bestand darin zu prüfen ob die Bremsen fest waren. Natürlich nicht indem man wie blöde auf dem Pedal rumtrampelt, sondern erstmal den Wagen hin und her schiebt. Und siehe da: Das ging problemlos!
Na sauber, dann ist die erste Hürde doch genommen.
Jetzt muß er nur noch anspringen.
Also erstmal den Innenraum entrümpelt, damit ich die Batterie unter der Sitzbank anbringen kann. Mensch, da sind ja glanzschwarz lackierte Felgen mit neuwertigen Reifen im Auto verstaut. Hatte ich schon vergessen!
So, Stromquell war montiert. Ich ließ den Anlasser auch diverse Umdrehungen orgeln, damit wenigstens ein bissel Öl an den Schmierstellen ist, falls der Motor doch zum laufen kommt.
Also fehlte noch der Rest zum Zündungsvergnügen: Benzin.
Dies war auch schnell vom Kanister in den Tank befördert - und fand auch ziemlich schnell seinen Weg durch den porösen Spritschlauch auf den Garagenboden.
Goddammit!
Dafür hatte ich doch den Spritschlauch mitgebracht! Schön das mir das nach dem befüllen des furztrockenen Tankes einfällt.

Hartmut Engler meldet sich wieder zu Wort.

Der schnellste Weg den Spritverlust einhalt zu gebieten ist den Tank auszubauen.
Ja echt.
Beim Käfer ist das so.
Dies geht allerdings erfreulich schnell von statten und ich übergoß mein als Lampe dienendes Handy auch nur kurz mit Sprit.
Nach vollbrachter Tat setzte ich mich schon leicht verschwitzt hnter das Volant und drehte den Zündschlüssel in freudiger Erwartung Richtung anlassen...und erntete Stille.
???
Wasnnulos?
Ist die Drecksbatterie meines Bruders just verstorben? - Hartmut Engler schiebt sich vom Hintergund wieder ins Bewustsein - oder hängt gar der Anlasser? Hmmm, das könnte sein. Denn das Licht ging problemlos und brach auch nicht zusammen.
Also kroch ich unter unter den Wagen und schob mich durch Ansammlungen von Dreck - welche sich in den letzten Jahren gezielt darunter anhäuften - um mit einem Hammer in der Hand an den Anlasser zu gelangen.PUR begleitete mich hierbei unentwegt mit einer unnatürlich langen Wiederholung ihres Refrains.
Ich schrie zum ersten mal an diesem Tag.
Nach ein paar beherzten Schlägen begab ich mich wieder zum Zündanlasschloß und erntete abermals Stille.
Ein paar mal wiederholte ich dieses erbärmlich Schauspiel. Indes rief mich auch mein Kumpel an und offenbahrte mir das er nun soweit wäre um mitsamt Hänger zu mir kommen könnte.

Das Zeitfenster schloß sich, Schweiß rann mir Gesicht und Rücken herunter und Hartmut Engler ging mir furchtbar auf den Sack.
Scheiße, das kann doch nicht wahr sein. Das ging doch eben noch.  
"Ich liiiiieb dich..."
Gott gib mir Kraft und Ruhe, sonst mache ich mit den 5 Litern Benzin noch was ganz anderes
Es muß die Batterie sein! Ich hastete raus zum 170er und entrieß ihm seine Stromquelle, knallte sie in den Käfer - und das Ergebnis blieb gleich.
OkOkOkOkOkeeeeh.
Das muß einfach etwas banales sein - wie die Lieder von PUR. Ja genau, ein Käfer ist ja auch einfach gestrickt.
Also nochmal ein Stockwerk tiefer. Telefontaschenlampe ins Maul gesteckt und nochmal nachgesehen.
Und siehe da: eine der Steckverbindungen hatte sich beim Anlassmarathon einfach vom Stecker gerüttelt. Steife, alte Kabel.
Aufgeschoben, auf den Fahrersitz geschwungen, Schlüssel gedreht und schnatternd meldet sich der Wolfsburger zum Leben.
Eeeeendlich!

Gelegenheit genutzt und direkt die steile Auffahrt erklommen damit das heute noch was mit dem Abschleppen wird. Gebremst habe ich hierbei aber vorsichtshalber nur mit der Handbremse.

Oben angelangt, schleppte ich den ganzen Kram auch nach draußen






Just rief ich meinen Kumpel an das er doch noch kömmen möge. Das war auf den letzten Drücker. Die Wartezeit überbrückte ich mit verräumen der Teile und aufpumpen der Reifen. Dazwischen schrie ich ab und an den Herrn Engler aus meinen Gedanken raus.
Als ich fertig war, setzte ich mich mit einer Zeitung in den Käfer und überbrückte somit die Wartezeit. Da mir PUR ziemlich auf die Pelle rückte, schaltete ich das Radio ein - und jetzt mal ohne Witz: ratet mal was die gerade spielten!
Der abgedroschene Spruch: mir war nach heulen zumute, traff hier gerade mal so richtig zu.
SCHEISSE MAAAAN! Das gibts doch nicht!!

Zum Glück kam dann endlich mein Kumpel und es konnte losgehen.


Schlimm
Der weg zu Halle dauerte auch noch eine gute Weile, da ich fein im Stau stand. Aber macht ja nix - ich hatte ja super Unterhaltung dank derennamenichhiernichtmehraussprechenwerde.


es ist schön ander für sich arbeiten zu lassen


Bissel abwaschen war auch nötig









So vergeht die Zeit. Nach dem Ösitrip wurde er abgemeldet.

Einen Vergleich der Baujahre konnte ich mir nicht verkneifen






Das Schlimmste war somit getan. Ein bissel verräumen stand noch an und der Wagen fand seinen neuen Platz eben dem anderen Käfer meines Bruders. So kann es gehen.
Die Bremse habe ich aus Blödheit natürlich dann doch noch mal voll benutzt - aber sie ging wiedererwartend dabei nicht fest! Funktionierte sogar richtig gut. So gut das ich noch eine kleine Runde über die Feldwege drehte.

Siewissenschon suchte mich den Rest des Tages noch ein paar mal Heim, hatte aber gegen Abend dann doch noch Erbarmen mit mir.





Montag, 30. Oktober 2017

67er Mustang

Der Mustang-Messi von Nebenan hat wieder zugeschlagen:










Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde den geil. Ja, es ist kein Fastback. Das ist leider wahr. Und es ist (schon wieder) ein Mustang.
Ja.
Aber trotzdem ist der irgendwie super. Nahezu unverbastelt(!), mit V8 und Automat. Dazu komplett Sackoriginal.
Die Radkappen runterreißen, die verkackten Weißwandreifen direkt hinterher werfen und den Wagen technisch wieder für den Straßenverkehr herrichten und fertig. Rest so lassen.

Ein wunderbares Alltagsauto gäbe das her.

Sternwarte

Zwischenzeitlich ist man hier auch mal dem Galaxie auf den Pelz gerückt. Die Ersatzteile haben furchtbar lange auf sich warten lassen und es sind so einige Dinge noch dazwischen gekommen.
Aber nun geht es in zügigen Schritten weiter.

Bevor es aber ans zerlegen ging, wurde nochmal ein bissel probegefahren





zum allgemeinen erstaunen, stellte sich der Eimer als ziemlich rasant heraus



 






Tja...

Genug gespielt. Es wurde ernst


Alles was beweglich war, bedurfte einer intensiven Überholung


Und alles aus Gummi, war komplett im Arsch

Alles







Die gesamte Vorderachse mit allen Komponenten wurde demontiert und überholt

irgendwo habe ich auch noch Bilder von den zerlegten Teilen. Finde ich nur gerade nicht

Dann gibt es halt Bilder vom Zusammenbau

Stoßdämpfer kamen auch neu

Dieser Excenter war im wahrsten Sinne eine harte Nuß

Wir haben fast den Wagen von den Böcken gehoben, so heftig mußten wir daran drehen bis sich was bewegte

Da ist das Elend

Die neu gewickelten Federn durften sich mit dem extra neu besorgten Federspanner vertraut machen


die frisch überholte Servolenkung


So langsam wird es wieder. Die Felgen sind mittlerweile auch mit neuem schwarzem Rund bestückt. Die Beleuchtung auf doitsche Norm umgestrickt. Fehlen nur noch die Bremsen und der Kram an der Hinterachse...