Sonntag, 1. Oktober 2017

Garagengold

Wärend einer Fahrpause ringt mir der zufällige Blick auf den mobilen Fernsprecher ein Stirnrunzeln ab.
Ein Bekannter von uns hat mich mehrmals hintereinander versucht zu erreichen.
Das ist eher ungewöhnlich, da er nicht der Freund des gepflegeten Schwadens über den Ähter ist.
Sogar eine Nachricht auf dem AB hat er hinterlassen - hierauf selbstverständlich nur der Hinweis das ich ihn doch zurückrufen möge. Auf einen weiteren Informationsgehalt darf ich hier wohl nicht hoffen.
Aber da ich eh auf dem Rückweg nach Hause bin, zügel ich meine Neugierde und schlängel mich mithilfe meiner 17 angejahrten Pferdchen über die Landstraßen Richtung Heimat.
Dort aufgeschlagen erwartet mich ein blinkender AB, welcher mit ziemlich genau der gleichen Bitte des besagten Herrn belegt ist.
Ok, ist wohl wirklich wichtig und ich bequeme mich zum Rückruf.

Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln kamen wir auch schnell zum Punkt: "Hast du morgen Vormittag Zeit? Ich brauche Hilfe um einen Buckel (Volvo) aus einer Garage zu ziehen. Steht bei dir im Dorf im übrigen..."
...
Wie? Was? Bei mir im Dorf? Hier sind ja gerade mal 10 Häuser. Wo soll das denn sein bitte?
Tja, eine kurze Erklärung mit abschließender Verabredung auf den nächsten Vormittag befriedigten mich dann für´s erste.
Am besagten Tag trafen wir uns dann ein paar Häuser entfernt mit einem weiteren Bekannten von ihm um das Objekt der Begierde zu bergen. Zum Glück versiegte auch just der Sturzregen, welcher uns schon den ganzen Morgen heimsuchte.

So liebe Freunde alten Eisens, was nun folgt ist so ziemlich die Standartbergungsgeschichte für rostigen Krempel.
Das überwiegende Heer der Karren die aus herrenlosen Garagen gezogen werden, sehen leider so aus und ihre Bergung ist ähnlich mühsam.

Nach dem öffnen der Pforte, beleuchtete das Tageslicht eine Szenerie, welche unsere durch Erfahrung getränkten Befürchtungen wahr werden ließ.
Ein heilloses durcheinander an Teilen und Werkzeugen, welche um, in und auf drei teilzerlegten Autoresten ruhten.
Alleine aufgrund der klimatischen Bedingungen in dieser Räumlichkeiten sowie des verwahrlosten Zustandes der Objekte war uns unterbewust schon klar, das dies eine anstrengende Nummer werden wird. Hier sind bestimmt bei allen Eimern die Bremsen fest.

Hey! Und so war es auch!

Erstmal mußten ein paar Gerätschaften aus dem Weg geräumt werden damit man an das erste Hindernis gelang.
Dies hatte die Gestalt eines Volvo Amazons, welcher zu den knusprigeren im Lande gehören dürfte. Ich finde den schon fein und er gäbe sicherlich ein nettes Winterauto her - aber da steckt für meinen Bedarf zuviel Arbeit drin. Habe ich gerade keinen Nerv für übrig.
Mittels Abschleppseil und Motorkraft des mitgebrachten Minivans wurde die waidwunde Kriegerin aus der Schußbahn gezogen.










Den nächsten Patienten rückten wir mit Rollwagenheber (welcher vorher noch - natürlich -instand gesetzt werden mußte) und sehr viel gewürge und gefluche zuleibe. Der Winkel vorbei am anderen Buckel und der Werkbank, paßte nämlich nicht zum Lenkradius.
Heißa, welch Freude.
Aber auch das ward dann irgendwann geschafft und es wurden noch diverse Teile durchforstet und verladen, welche zum Bergungsobjekt gehörten.




























So, jetzt fing die Arbeit aber erst an. Denn wie sollte der Amazon nun wieder über den geschotterten Weg in die Halle finden...so..mit festen Bremsen...bergauf....???
Unser zuvor hastig zusammengestrickter "wiebekommenwirdieKistenhierheraus-Plan" hatte nun einen kleinen, unschönen Denkfehler offenbahrt.
Schieben war nicht. Nicht zu dritt und auch nicht zu fünft. Wie festgewachsen stand der Wagen im Vorgarten rum.

Dreck!

Aber Not macht ja erfinderisch: Eine tote Batterie wurde gefunden und verbaut, der Minivan mit Überbrückungskabeln daneben gestellt, verkabelt und Mithilfe eines eingelegten Ganges und traurigem Anlassergeorgel kroch der Schwedenstolz wieder zurück in sein Loch. Auch dies war recht fummelig, da das Zündschloß nur lose im Armaturenbrett hing und zwei Hände benötigte um betätigt zu werden. zudem waren die Überbrükungskabel auch nicht ewig lang und es mußte oft nachgesetzt werden
Nein, angesprungen ist er selbstverständlich nicht, denn das haben wir vorher natürlich schon ausgiebig ausprobiert.
Aufgrund der Räumlichkeit war dies Aktion aber auch nur teilweise erfolgreich. Die Außenwand setzte unserm treiben dann ein Ende. Weiter kamen wir mit Minivan und Kabeln nicht.
Als nächstes wurde der Kofferraum des Volvos dann geöffnet. Neben Massen an Rostplacken befand sich auch noch ein Reserverad darin. Dieses wurde hochkant gestellt und verkeilt. Eine Abschleppstange an den vorderen Abschlepphaken des Minivans geflanscht (der Volvo besaß keinen!) und diese dann gegen die Felge des Ersatzrades gehalten. So ließen sich die letzten Meter in die Halle ohne Mühe überwinden.































Tja, blieb nur noch eines: und zwar den zerrupften Buckel weg zu schaffen.

Einen Anhänger gab es nicht. Also wurde die Schwedische Resterampe historisch korrekt verräumt. Und zwar mittels einer uralten Abschleppstange mit Anhängerklaue. Diese wurde kurzerhand mit dem Vorderwagen verbunden (das wie überlasse ich aus rechtlichen Gründen lieber eurer Phantasie) und dann kam die ganze Chose an die AHK des Minivans.
Unser mitunter nicht ganz regelkonformer Tross, begab sich dann in einer haarsträubenden Fahrt auf Kleinst- und Nebenstraßen ins Zielgebiet. Haarsträubend vor allem für mich, da ich ich die undankbare Aufgabe hatte im lenkbaren Anhängsel zu hocken.

Aber gut: Wer zuhause bleibt, hat halt nix zu erzählen.













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