Donnerstag, 15. Februar 2018

Provisorium

Ich muß jetzt doch mal eine Lanze für die Yamaha brechen. Vor mir selber vor allem.
Sie war je eigentlich nur ein Notbehelf um mich über die Autolose Zeit zu bringen und sollte dann wieder abgestoßen werden. Ich hatte damals zwar schon eine gefühlte Ewigkeit die Zündapp, aber zu meiner Schande muß ich gestehen das ich für das gegurke von der Halle nach Hause (und auch entgegengesetzt) doch etwas flotteres benötigte. Der 170er sollte damals halt endlich fertig werden.
Jetzt sollte man meinen das 17 PS nicht wirklich flott sind, aber im Gegensatz zu den kaltblütigen 7,5 des Springbocks aus Nürnberg sind sie die reine Raserei.
Nur mal als Vergleich: mit der DB 200 benötige ich von der Halle nach Hause 1Stunde. Mit der XS gerade mal eine halbe.
Das merkt man dann doch wenn man die Strecke täglich absolviert.
Hauptgrund um mich für dieses Motorrad zu entscheiden, war damals schlicht die Tatsache das sie zwei gleich große Räder hat und einen Kicker besitzt und der Tank gefiel mir. Das sie zwei Endrohre hat war auch nicht ganz unwichtig. Nur ein Endrohr bei zwo oder mehr Zylindern ist mir eher ein Greuel.
Der Rest war zum reintreten häßlich.
Aber das sind meiner Meinung nach die meisten Kräder dieser Ära - im Original zumindestens.
Somit steht man natürlich vor der unausweichlichen Aufgabe den ganzen Müll vom Krad herunterzureißen.
Das hat bei mir aber einige Zeit gedauert und manches ist auch eher durch Zufall entstanden. Ich hatte schon eine gewisse Linie im Auge gehabt, oder zumindestens eine Vorstellung davon, aber es war jetzt kein Aufbauprojekt.
Manche Dinge sind einfach abgefallen, gerissen oder bei Stürzen zerstört worden. Andere kamen durch seltsame Umstände oder als Notlösungen an das Krad und wieder andere waren ein bewußter Arbeitsschritt. Somit hat sie sich natürlich auch immer wieder das Aussehen geändert - oder das Fahrverhalten.
Mittlerweile bin ich sehr zufrieden mit der Krücke. Die Zündung ist zwar immer noch eine Scheißkonstruktion, die originalen Vergaser sind durch funktionierende Fremdfabrikate ersetzt worden, das grausame Fahrwerk konnten ein Satz Konis, eine Tieferlegung und vor allem die Heidenau K37 entschärfen - für mich reicht es zumindestens.
Aber man muß ihr eines lassen: sie läuft. Ekelhaft zuverlässig ist sie.
Trotz aller Zickerrei: sie macht letztlich doch das was sie soll. Und das rechne ich ihr hoch an.
Sie wird ja schon misshandelt:  Das schlimmste Wetter wird ihr dauernd angetan, die Grundpflege in Form von Ölwechsel und Kette schmieren kommt ihr zuteil. Mehr eigentlich nicht.
Und trotzdem: je weniger ich mich um sie schere, desto problemloser rennt sie.
Und das hat mir schon oft den Hintern gerettet.

Wenn ich nachts in Regen frierend und durchgeweicht auf ihr verkrampft hocke und dabei fluche wie ein Rohrspatz, ist es doch immer noch ein gutes Gefühl das ich was zum fahren habe. Und wenn ich so durch den Lichtschein der auf die Straße fällt, die Reflektion des Wassers sehe welches den Hauptscheinwerfer runterläuft weil mein Schutblech so kurz ist, daß das Wasser vom Reifen genau auf ihn spritzt, wärend das hintere gekürzte Schutzblech dem Wasser frei Bahn auf meinen Rücken gibt, ja dann, genau dann denke ich mir: Geil.
Gut das ich sie habe.

Wer hätte das gedacht?





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