Da Fahrzeugtechnisch bei mir gerade ein unnatürlicher Druck in Richtung Neuerwerb ging, waren für mich ungewöhnliche Maßnahmen zu treffen. Sicherlich machte ich mir Gedanken über die Fahrzeuge, welche noch in meinem Besitz sind. Aber diese fielen nach reiflicher Überlegung aus.
Der Transit ist im Alltag echt nicht so lustig und im Winter noch viel weniger, aber vor allem will ich dem nicht mehr soviel Salz aussetzen. Punkt. Soviele gibt es davon in dieser Konstellation nicht mehr.
Der Cherokee brauchte jetzt zu lange und auch zuviel Arbeit um mal eben auf die Straße zu kommen. Paßt einfach gerade nicht.
Kradfahren alleine fällt auch weg, denn hier ist so richtig Winter, seit Wochen so mit strengem Frost, Eiskratzen usw. und sehr viele Nebentraßen sind schlicht nicht geräumt. Och, das ist sogar mir zu gefährlich.
Nun gut, das klopfen auf die Büsche förderte auch so einiges Zutage. Allerdings war es entweder indiskutabel weil zu modern oder scheißhäßlich, dann wieder zuviel Arbeit für zuviel Geld, oder geil aber über dem Budget, oder schlicht viel zu viel Arbeit für den bestehenden Zeitdruck.
Also gab es einen Schnelldurchlauf durch das Netz mit einer etwas anderen Suchprämisse: Alt genug um selber schrauben zu können - sprich sowas wie Vergaser, keine Sensoren ect., gültige HU, am Besten noch angemeldet, Heckantrieb, Preislich im unteren Rahmen angesiedelt. Arg zu klein sollte es auch nicht sein.
Dazu dahinter gestaffelt der Gedanke vielleicht nix zu kaufen wo man jetzt das Herz unbedingt dran verliert, aber man auch nicht Anschlag kotzen muß wenn man drin sitzt. Den Wagen wieder abgeben zu können ohne Herzschmerz zu bekommen wäre schon sinnvoll. Ich spielte auch kurz mit dem Gedanken nen W123er zu besichtigen. Den finde ich schon schlimm - besonders Innen - aber im Gegensatz zum indiskutablen W124 ist der noch erträglich und ließe sich auch recht gut wieder verkaufen. Egal ob Benziner oder Diesel.
Es gab so ein paar passende Angebote, aber oft hart weit weg. So richtig zum zünden kam es aber nicht und nach einigen Besichtigungen und Seiten durchsuchen war ich auch etwas Kopfmüde. Irgendwie nix am Start. Wieder mal war es meine bessere Hälfte, welche in solchen Situationen bisher ein nahezu unheimliches Talent besitzt etwas zu finden. Bei einem gemütlichen Abendessen in einem Restaurant sprachen wir über die zähe Suche und sie suchte selber kurz nebenbei auf dem Terrorfon, präsentierte mir nach ungefähr 20 Sekunden eine Anzeige - welche gerade erst seit einer halben Stunde online war - mit den Worten: "Und was ist mit dem?".
Wat?
Foto aus der Anzeige |
Hmm, das war von allen Parametern am nächsten dran. Das ich sowas mal sagen würde, oh mein Gott. 79er Opel Rekord E, 1.9er Automatik, Vergaser, gültige HU, Zwotürer, Heckantrieb, wenig Vorbesitzer, wenig gelaufen, Preis erstmal Ok. Also direkt mal angesaugt, Termin gemacht und am nächsten (wunderschönen) Wintermorgen einen Roadtrip 170km in Richtung Norden bestritten.
Ich war vor Ort noch nicht ausgestiegen, da flogen die Sprüche zwischen mir und dem Verkäufer schon hin und her. Wir verstanden uns auf den Schlag sofort. Das war ein Spaß und trug auch mit dazu bei das ich den Wagen - nach einem ordentlich Preisnachlass - am Ende kaufte. Geht doch nix über Wohlfühlshoppen.
Papiere mitgenommen, zwei Tage später die Mühle umgemeldet und Hopplahopp, ein Roadtrip stand an.
Früh morgens, schön mit Werkzeug und Kaffe eingedeckt ging es los.
Erst aber den Hobel freikratzen |
am allererstestens aber mal reinkommen |
ist ja ihr Auto |
Das Wetter war der Wahnsinn |
Je weiter wir Richtung Norden kamen, desto mehr Nebelbänke gab es |
Bei dem Nebel den wir hier in letzter Zeit haben, viel uns eine Scheiße richtig bitter auf. Diese ganzen ach so tollen Huppifluppi-Kisten können ja alles Mögliche. Aber dem Hirntoten Affen hinter dem Lenkrad sinnvoll zu unterstützen geht nicht. Von allen Autos die wir im zeitweise wirklich dichten Nebel sahen, hatte von den neuen Eimern - also die LED-Tagfahrlichtgurken - bis auf zwei(!) Ausnahmen keiner das Licht an! Von der Nebelschlussleuchte ganz zu schweigen. Hinten ist alles Finster. Das muß man sich mal reinziehen!
Natürlich ist das der Otto am Steuer schuld, der trägt ja die Verantwortung. Aber bei einem Auto das einem sogar den Schulterblick abnimmt und dabei auch noch den Anus massiert wärend man sich dabei auf Fotzbook die neusten Banalmüll reinziehen kann, geht der geneigte Lenker wohl davon aus das die Mutti Mühle das schon machen wird.
Lebende Leichen.
Nun gut, wir kamen zumindestens dank eigener Überlebensinstinkte sicher beim Verkäufer an, hielten ein Pläuschen, gossen 5 Liter in den ratzekahlen Tank und dann ging es los Richtung Heimat. Da der Wagen die letzten Jahre eher rudimentär bewegt wurde, war ich etwas angespannt. Hatte bei der Probefahrt schon so ein zwei Sachen bemerkt, aber sei es drum. Wird schon werden. Der Verkäufer sah es wohl auch heiter bis wolkig und überreichte mir zum Abschied noch einen Talisman.
Auwei
Erster Halt war die nächste Tanke.
natürlich falschrum angestellt |
Hä? Kommt da der Sprit wieder unten raus? Ja. |
Alleine die Zwei machen dem Wort Flottenverbrauch alle Ehre |
Aber hier war auch ein geeignetes Plätzchen um mal etwas genauer zu gucken und ein paar Dinge zu richten.
Luft für die steinalten Pneus |
Man, mit den Arbeitsklamotten sehe ich aus wie mein eigener Opa |
Die Zündanlage war augenscheinlich Neu und auch soweit richtig eingestellt, also wurde mal am Vergaser gedreht, da der Motor nur mit Choke an blieb. Nach einigem hin und Her wurde dann eine Einstellung gefunden bei der er brav lief. Nicht supergut, aber reicht zum fahren.
Sooo, den ersten Kaffee hatten wir uns verdient. War ganz schön kalt |
Weiter ging´s |
Aber nicht lange ^^ |
Nach ein paar ruhigen Kilometern, nahm plötzlich die Leistung ab und die Gasannahme wurde unter Protest verweigert. Nanu? Mein Gefolge verriet mir das da Flammen aus meinem verchrohmten Endröhrchen entwichen. Hmm, das kann viel sein. Einiges davon auch sehr unerfreulich, aber auch hier gilt: erst einmal das naheliegenste/einfachste annehmen. Und was ist die Fehlerquelle Nummer Eins? Die Zündung!
Er war´s |
Nein, ich war´s. Hatte vorher an der Tankstelle den Verteilerfinger nicht tief genug aufgesteckt und er ist gewandert. Gab zum Glück keinen Bruch. Superschrauber *Hüstel*
Dreck. Der Hobel schlägt immer noch Leck. Merke: nicht mehr volltanken. Ist eh besser für die Geldbörse |
Ab da ging es dann über Land ohne besondere Ereignisse bis zum Wohnort von nem Kumpel. Der war aber nicht da - was wir schon wußten - aber unser Weg führte genau dort vorbei und dort wollte ich dann auch auf die Autobahn, da der Wagen bisher einfach lief und ich somit genug Vertrauen hatte das es auch so auf der Bahn weiter geht.
Unser Kumpel war zwar nicht zuhause... |
...dafür trafen wir seinen Nachbarn. Zu geil, und der sagt noch das er maximal einmal pro Jahr mit dem Ding zum tanken fährt, hehe. Wenn das kein Zufall ist? |
Wärend wir so Kaffee tranken, begutachteten wir den Neuerwerb mal ein bissel und ließen die harten individuellen Auswüchse des (verstorbenen) Vorbesitzers auf uns wirken.
Der skurillen Dinge gibt es mannigfaltig an dem Wagen, aber das zeige ich Euch gesondert noch.
Dann zogen wir weiter durch schöne Lande und hielten später noch zum Einkaufen wo man doch schon mit zwei Autos unterwegs ist.
So, bis auf ein nicht so schönes Geräusch - was mich aber nicht so hart beunruhigt weil ich mir schon denken kann wo das her kommt - war soweit alles tutti. Läuft ruhig und langweilig. Die Reifen sind bissel überaltert, so schlappe 14 Jahre. Ach stimmt ja garnicht, das aufgesetzte Ersatzrad hat nen Reifen aus den 90ern montiert. Der Tank hörte erst nach gut 130 Kilometern auf sich seines Inhaltes zu entledigen, zumindestens in Richtung Straße. Richtung Motor stehen die Leitungen offen. Da muß ich mal ganz bald den Vergaser richtig einstellen.
Alles in allem bin ich erstmal zufrieden. Paßt schon für nen Ersatzkaffee
Das Beste habe ich ja noch garnicht erwähnt: ist sich rostfrei dem Gerät.