Dienstag, 26. Dezember 2017

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So, da ham wa wieder ein Jahr durchgebracht.

Und zudem das erste mit dem 170er auf der Straße.

Tjoa, und wie ist das so?
Natürlich ist das geil, das mal vorweg.
Und vor allem viel weniger schlimm als ich es selber befürchtet hatte. Der Wagen ist erstaunlich alltagstauglich. Ich hatte mich auf mehr Probleme eingestellt wenn ich ehrlich bin.
Die kleineren Pannen die es gab, verbuche ich mal unter normalen Verschleiß. Gab nix weswegen der Hobel nicht Heim gekommen wäre.
Allerdings ist der Wartungsaufwand ziemlich hoch wenn man viel fährt. Dies möchte ich nicht unterschlagen, denn hier gibt es eigentlich wöchentlich was zu tun.

Die Diagonalreifen enpfand ich auch als supergruselig, als ich zum ersten mal damit in den Regen kam. Da hatte ich schon die Hosen voll. Aber nun merke ich das nicht mehr, da ich mich dem Wagen angepaßt habe.
Gut, auf Schnee sind sie immer noch ein Fall für graue Haare, aber so bleibt man halt wach *Hüstl*.
Ansonsten sind sie sehr weich und leise. Ich denke sie tragen einen Großteil zum geschmeidigen Fahrverhalten bei. Mit modernen Gürtelreifen dürfte es schon rumpeliger werden.
Dahingehend bin ich noch nicht so ganz zu einer Entscheidung gekommen. Es gibt mittlerweile wieder neue Diagonalreifen in der benötigten Größe, diese sind allerdings schweineteuer - da sind Gürtelreifen schon deutlich günstiger und auch noch haltbarer.

Der Verbrauch pendelt stramm zwischen 8 und 12 Litern. Der "Startervergaser" ist nicht ganz unschuldig daran. In der Kaltlaufphase schafft der Kamerad ganz schön was weg. Zum testen hatte ich mal ein mit Benzin gefülltes Marmeladenglas (ca.300 ml) mit Schlauch an den Vergaser angeschlossen. Bei halb ausgezogenem Starterzug und kalter Maschine benötigte der Vergaser keine 50 Sekunden (!) um das Glas leer zu nuckeln.
Prost.
Darauf ist also schon acht zu geben. Den zu vergessen ist teuer - und scheiße für den Motor. Da wird richtig Öl von den Zylinderwänden runtergewaschen. Dankenswerterweise wird der Motor aber recht schnell warm. Aber jetzt im Winter ist braucht es halt dann doch etwas länger. Aber gut, so ist es halt.
Der Ölverbrauch steigt mittlerweile auch und allzulange werde ich mit der Motorrevision nicht mehr warten können. Aber bisher tut er es halt einfach und hat immer noch erstaunlich viel Drehmoment, weswegen es im Normalbetrieb nicht so ins Gewicht fällt das er oben rum nix mehr bringt.

Der Umbau auf 12 Volt ist ein Segen gewesen. Wenn ich sozu dieser Jahreszeit im Feierabendverkehr stehe und der Regen /Schnee herniedergeht und so ziemlich alle Verbarucher an sind, bin ich froh das ich dieses Geraffel nicht mehr an Bord habe. Das war früher im Käfer immer eine Balanceakt. Wenn dann noch der Blinker eingeschaltet wurde und man dabei auf der Bremse stand...uiuiui.
Beim Wiederaufbau hatte ich aufgrund dieser Erfahrungen auch ein besonderes Augenmerk auf die Lichtanlage gelegt. Bei aller Originalität - aber das wollte ich nicht mehr so haben.
Allerdings wollte ich auch keine moderne Lima im Auto verbauen. Also besorgte ich mir eine optisch sehr ähnliche 12V Boschlima aus einem Volvo. Die bietet direkt auch noch ein paar Watt und Ampere mehr und hat obendrein so gut wie nix gekostet.
Nebelleuchten und Scheinwerfer sind angenehm hell und lassen nachts im Regen auch keine Fragen offen, Bremslicht und Blinker sind nun für den Rest im Verkehr sehr gut zu erkennen. Die originalen 6 Volt Funzeln sind meiner Meinung nach was für Leute die gerne ihr Heck demoliert haben möchten.
Und das Beste: den 12 Volt Kram bekomme ich überall.

Lästig ist die Handhabung der Schlösser bzw der Schlüssel. Die Dinger sind tatsächlich noch kleiner als beim Buick. Die reinsten Spielzeugschlüsselchen. Natürlich hat jedes Schloß seinen eigenen Schlüssel um das gefummel perfekt zu machen.
Richtig ätzend ist vor allem das sich nur die Fahrertüre mit Schlüssel öffnen läßt, alle anderen Türen müssen von Innen ent- und verriegelt werden. Und der Kofferraum ist in anbetracht der Größe des Wagens ein Witz. Deshalb habe ich den Zwischenboden mit Reserverad rausgeschmissen, ansonsten könnte ich noch nichtmal einen Satz Handschuhe mitnehmen.

Mittlerweile blicke ich auf eine Jahresfahrleistung von rund 19.000 Alltagskilometern zurück und bin immer noch mit Freude dabei. Jede Fahrt durch Regen ,Schnee, Nebel, Sonnenschein oder was weiß ich, ist eine gewonnene Fahrt. Ich habe mich noch nicht satt daran gefahren.
Es funktioniert auch alles einfach so. Schalten, Lenkung, Licht, Bremsen, Scheibenwischer, Heizung ect.
Zudem sitzt jeder Handgriff. Es ist völlig normal geworden für mich - und trotzdem immer wieder geil! Wieviel Spaß es damit macht durch den Verkehr, oder über die Landstraßen/Autobahnen zu pflügen - das kann ich nicht beschreiben, muß man selber erleben.
Wie fremd es dennoch sein kann, merke ich bei so Gelegenheiten wenn Leute mitfahren die aktuelle Wagen bewegen.
Kürzlich holte ich meinen Vater morgens von einer Werkstatt ab. Er hatte dort die Gurke meiner Mutter zum Service abgeschoben. Es war diesig mit leichtem Nieselregen - und mein Vater hat sich die gesamte Rückfahrt fast schon gefürchtet.
Ich sah bei meinem Vater noch nie zuvor das er sich krampfhaft an "Dingen" im Fahrzeug festhält.
Nun bin ich völlig normal und gesittet gefahren, aber dieser unmittelbare Sprung 60 Jahre zurück war wohl doch etwas zuviel für meinen Herren.
Er persönlich hielt es für eine blöde Idee bei solch einem Wetter mit so einer Kiste durch die Gegend zu gurken.
Eigentlich hielt er es für eine blöde Idee überhaupt mit so einer Kiste durch die Gegend zu gurken.
Und dazu sollte man ruhig wissen, das mein werter Herr Vater fahrzeugtechnisch wahrlich kein Kind von Traurigkeit war. Der hat es früher ordentlichst krachen lassen und dies mit Vehikeln, die um einiges windiger konstruiert waren als mein gediegener Hobel. Aber so ein paar Jahre in einem modernen Scheißhaus auf Rädern reichen wohl aus um entwöhnt zu werden....

Kürzlich hatte ich auch ein Gespräch mit einem Bekannten. Wärend wir so über den Unfallschaden am 170er sprachen, fragte er mich womit ich denn jetzt so rumfahre würde, so wegen Unfall und Winter und so.
???
Als ich ihm dann eröffnete, das der Schaden mich ja nicht am fahren hindere und ich deswegen natürlich weiterhin mit dem 170er fahre - da kam dann erstmal nix. Und nach einer zu langen Gedenkpause - so als hätte er sich sammeln müssen: Aber das kannste doch nicht machen....
Interessant finde ich an der Reaktion, das er eigentlich genau wissen sollte das ich den Wagen im Alltag fahre. Habe ich ihm oft genug gesagt wenn wir darüber sprachen - hat er wohl nicht geglaubt.

Vorgestern hatte ich auch wieder mal eine Unterredung mit jemanden, der es als nicht vorstellbar ansah, mit seinem Mercedes W 123 in den Urlaub zu fahren. Nicht weil seine Karre kaputt wäre, oder gar schlecht oder so. Nene, sondern weil man mit einem so alten Auto sowas doch garnicht machen kann...
Tja, hat er steif und fest behauptet.
Also, mal ehrlich: ein W123 gehört doch nun wirklich zu den Autos, mit denen man sowas von problemlos vermutlich bis ans Ende der Welt gurken könnte.

Naja, jeder Jeck ist anders.

Auf dem Weg nach Hause dachte ich darüber nach, daß es vielleicht doch noch den ein oder anderen gibt, der gerne mit seinem alten Haufen in den Urlaub fahren oder gar im Alltag rumgurken würde. Aber vielleicht trauen sie sich ja nicht, weil das ja die anderen mit alten Autos auch nicht machen und dabei vielleicht sogar den gleichen Müll absondern wie der Herr mit seinem W123. Dann glaubt man dies mitunter. Muß ja einen Grund dafür geben.
Fehlt aber auch der Vergleich.
Und wenn alle auf dem Oldtimertreffen und im Forum und überhaupt so sagen...tja dann stimmt das ja wohl, gelle?

Das es anders geht, weiß ich ja aus eigener Erfahrung. Und das es andere machen weiß ich auch. Hier ist ein schönes Beispiel welches ich auch sehr gerne verfolgt hatte:
Der gute Jonathan Klinger aus den USA hat sich ein ganzes Jahr kompromisslos nur mit einem alten Wagen fortbewegt. Und zwar mit einem Ford A von 1930.



Zum Nachlesen ist jeder Tag hier:
http://www.365daysofa.com/tagged/day/page/17



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