Donnerstag, 24. Dezember 2020

Das Hakenzeichen

Den meisten unter euch ist ja bekannt das der Finstere Hagen kein H-Kennzeichen erhielt, weil sein Lack ja nicht einheitlich wäre. Bei der Vollabnahme meinte der zuständige Prüfingenieur des TÜV´s doch glatt: "Ja, ist ja alles unglaublich Original das ganze und mängelfrei ist er auch, aber Hakenzeichen kann ich ihnen nicht geben....wegen dem Lack. Der wäre zu fleckig, uneinheitlich. Das ginge nicht. Würde ich Ihn einfarbig (matt oder glänzend) lackieren - und sei es mit der Rolle oder dem Pinsel - dann wäre das kein Problem...."

Damals wie heute habe ich dankend abgelehnt und zog es vor ohne Hakenzeichen durch die Lande zu pflügen, zumal das ja danach nicht nur beim TÜV so war. Auch KÜS und GTÜ schlugen einen ähnlichen Tenor an. Hallo? Dämlich oder was? Ich schmier mir doch nicht den schweinegeilen Orichinolack mit irgendeiner Pampe zu.

Hier in der Gegend gibt es einen Vorkriegs 170er, welcher ebenfalls ohne H durch die Gegend fährt. Mit dessen Verbraucher habe ich auch schon seit geraumer Zeit Kontakt. Bei ihm hatte die H-Verweigerung aber noch andere Gründe außer dem Lack - dachte ich. Dessen Fahrzeug war nicht nur mattgrau mit der Rolle lackiert, sondern besticht auch durch Fehlteile und diverse Umbaumaßnahmen, welche viel von einer DDR-Mangelwirtschaft haben. Kein Dachhimmel, teils moderne Instrumente, Baumarktteppich, keine Türverkleidungen, falsche Scheinwerfer, falsche Rücklichter, moderner Kühler samt Ausgleichsbehälter aus einem Fiesta, zu kleine Reifengröße, selbstgemachte Zierleisten aus Aluprofilen, moderne Sitze, Stoßstangen aus Mofakotflügeln usw, usw

Die Tage kam er mit seinem Auto bei uns vorbei und sagte mir ganz Stolz - und auch ehrlich verblüfft, das er doch glatt das H-Kennzeichen erhalten hätte.

Was war passiert? Vollresto, oder was? Anderer Prüfer? 

Nö, er hatte aus Spaß an der Freud dem Wagen einfach einen Anstrich(!) mit Unterboden/Steinschlagschutzlack(!!) gegönnt und danach einige Partien mit dem Pinsel freihändig mit einem original Mercedesfarbton gestrichen. Dann noch die fehlenden Türverkleidungen aus Sperholz nachgebaut und ein paar Eichenholzleitsen zurechgeschnitten, geschliffen und gebeitzt - Fertig. Dann irgendwann vor kurzem zum TÜV gegurkt weil die HU fällig war.

Und Tadaa, der Prüfer meinte wohl das dies nun eine völlig andere Geschichte sei und Schwupps gab es das H.

So, jetzt gönne ich das dem Besitzer wirklich. Ich finde es auch echt nicht schlimm was der mit seinem Auto macht oder wie das aussieht und das Auto hat es mit seinen 80 Jahren allemal verdient. Er fährt auch erfrischend viel damit. Das soll hier kein Neidgenöle werden, aber ein paar Fragen über die Vergabekriterien des Historischen Kennzeichens kommen bei mir dann doch hoch. 

Alter, wenn DAS der Weg zum H ist, dann bin ich mal weg in die anderer Richtung.



















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