Mittwoch, 26. Juli 2023

Wandlung

Jahaha, willkommen zu einer neuen Episode von "Ich habe gleich keinen Bock mehr!"

Heute etwas vom ewigen Bühnenbeleger mit dem schwierigen Aussehen und dazu passenden Namen. Die Zielgerade ist erreicht und es fehlt nicht mehr viel zum V8-Glück. Aber lasset uns nicht groß rumreden, sondern beginnen wir gleich mit der neuesten Folge:

 

die Hinterachse war ja jetzt schon verbaut, die Bremse hinten ist auch komplett überholt, aber das habt ihr ja schon gesehen

der Tank wurde auch entrostet, gelötet und etwas aufgehübscht

neu Gummis und Spannbänder wurden auch spendiert
 
 Vorne gab es aber auch noch was zu tun. Die Bremse vorne sollte auch mal kontrolliert werden, wo wir doch gerade dabei sind....

 
 
dieser Radbremszylinder wurde vor ein paar Jahren erneuert
 
aber das Auto stand viel

alles wieder üm
Die Beifahrerseite wurde übrigens damals nicht gemacht, war ja schließlich nur einer undicht, gelle?


so sieht die dann aus

Aber bremste noch gut - bloß, wie lange noch?



Naja , der HBZ (Einkreis wohlgemerkt) flog auch direkt in die Schrottkiste


der Neue liegt schon parat
 
 Befüllt wurde das ganze System nun mit Silikonbremsflüssigkeit (DOT 5) um dem Gammel mal etwas mehr entgegen zu setzen. Das ganze System war nun auch dicht und der Bremsdruck astrein. herrlich! Der Zeitpunkt des Stapellaufes rückte näher, denn: Frisch überholt für affenmäßig viel Geld trudelte auch das Getriebe wieder ein






links die alte aus Stahlguss, rechts die aus Alu. 10 Kilo Unterschied (!)


endlich konnte das ganze aufgebrezelte Zeug wieder unter den Wagen geschraubt werden


Und der Einbau des Getriebes war zeitweise kein reines Vergnügen. Dank zarter Kinderhände, aufgrund von frühkindlicher Mangelernährung, durfte ich in den Motorraum klettern und unter beengtesten Bedingungen die oberen Schrauben und Leitungen in dem winzigen Raum zwischen Motor und Spritzwand reinfummeln. Eng, verwinkelt, scharfkantig und die Schrauben gehen nur in hunderdstelschritten an ihren Platz. Ein Traum





Endlich konnte es losgehen. Die Räder waren drauf, die Bremse befüllt und entlüftet, in der Hinterachse schwamm Öl, alles fest verschaubt und dreimal geprüft weil man sich gegenseitig mißtraut. Nun mußte nur noch Öl in das Getriebe gefüllt werden. 

Dies dauerte natürlich eine Weile, denn es war ja ganz leer und da paßt eine Menge rein. So ca. bei Liter No.5 oder 7 wurde es Zeit den Motor anzuwerfen, damit der Wandler auch mal was vom roten Schmierstoff (in mühsamer Recherche vom Besitzer auserkoren als das allerrichtigste) abbekommt und Druck zum Probeschalten anliegen kann.

Tschja, das ging aber nicht so von statten wie es sein sollte. Denn leider fing das Getriebe recht schnell an massig Öl aus der Glocke und dem Flansch zwischen Glocke und Gehäuse (hier soagr mit Druck) zu verlieren. Es lief regelrecht heraus - witzigerweise waren die sonst leckenden Verdächtigen - die Rohrleitungen - furztrocken.

Ok, das hier gerade ist Falsch. Aber so richtig Falsch. Ganz kurz versucht der Verstand noch eine kleine einfache Lösung oder Selbstheilung herbeizufantasieren... aber Nein. Es blieb einfach Scheiße



das Ergebnis von ein paar Sekunden laufen

 


Nun, das war jetzt echt demotivierend. So viel Arbeit und das wichtigste und auch noch allerteuerste Teil bei dieser Aktion, macht kurz vor der Ziellinie das Bäuerchen. Gott, und wir haben uns schon le Ford beim Besitzer abkippen gesehen. Nun muß der Getriebebauer erstmal was dazu sagen, dann erst gibt es eine Hiobsbotschafft an den Besitzer.

Mann eh, jetzt muß der Kram wieder raus. Und meine Unterarme hatten noch nicht mal Zeit mit dem Heilprozess zu beginnen.

 

 

 

 





Montag, 24. Juli 2023

Energiewendung

Das 34er Fordgeraffel bekam eine weiter Zuwendung. Ist ja immer so: Von Hölzchen auf Stöckchen.  

Da der Motor so garnicht schön lief - also so überhaupt nicht - ersetzten wir kurzerhand den völlig zerhämmerten, gerissenen und vermurksten Vergaser gegen ein sehr gutes Neuteil. Tschja, leider brachte dies aber so wenig, da mußte jetzt mal nachgehakt werden. Es hieß ja, daß der Motor kurz vor Erwerb des jetzigen Users gaaaanz toll und neu gemacht wurde.

Ich bin bei solchen Aussagen - aus Gründen - ja direkt ganz dolle Anti unterwegs. Also wäre mal eine Spurensuche angesagt, aber es wurden leider erst Symptome angegangen, anstatt ganz unten zu beginnen.

Der Motor ist ja gemacht, gelle? Und die Kompression so schön gleichmäßig....

Nun, da der Vergaser jetzt tatsächlich ausschied, wurde mal die Zündung untersucht. Schließlich liegt hier wirklich oft der Hund begraben. In diesem Falle hat man die 6 Voltanlage mit einer stärkeren Wechselstromlima bestückt - dabei aber das ganze System mal eben auf positive Masse umgepolt. Eine so dermaßen hirnrissige Maßnahme, bei welcher ich wirklich keinen, aber so keinen guten Grund erkennen kann. Warum? Warum macht man sowas? Warum  - wenn schon auf Wechselstromlima umbauen - macht man nicht gleich 12 Volt und dann bitteschön weiterhin mit negativer Masse wie es auch im Original war? Warum dieses Unterfangen? 

So eine Grüzze.

Egal, ist wohl so ein Ding in der Szene. Jedenfalls zeigt sich nach etwas rumsuchen ( nochmal, das war zu Anfang garnicht die Aufgabe!), das die Zündfunken sehr schwach waren und lustigerweise die rechte Zylinderbank mal eben garnicht mitlief.

Woat?

Nach etwas rumfummeln stellte sich natürlich der unfassbar bescheuert aufgebaute Verteiler als Übeltäter heraus. Das ist  so ein frühes Ford Flatheadrelikt, welches sich wirklich schwer einstellen läßt ( man muß den Verteiler - stirnseitig verbaut - demontieren, die zwei Zündkontakte mittels extra Lehre peinlichst genau einstellen und dann den ganz Kram wieder einbauen. Zündzeitpunktsmarkierung gibt es nicht. Also entweder mit Lehre arbeiten, oder garnicht. Tja, könnt ihr Euch ja an drei Fingern abmalen, was das in der Praxis (außerhalb der USA) und vor allem nach 90 Jahren bedeutet.

Keiner hatte wohl Bock oder Ahnung - wir ja erstmal auch nicht natürlich - nach dem einlesen hatten wir allerdings auch keinen Bock mehr. Der Besitzer zum Glück erst recht nicht. Und somit gab es dann auch direkt eine feine neue Zündanlage in elektronisch. Gibt es natürlich in komplett einbaufähig einfach so zu kaufen für ein - wie wohlgemerkt schon erwähnt - 90 Jahre altes Vehikel. Aber dies bestimmt auch aus gutem Grunde.*Hüstel*


Captain Schrott


Sooo, der schöne Neue ist druff

Zündungsgeraffel raus


Neuware



Heißt nicht von ungefähr "Crab-Style"

links alt, rechts moderner Umbau


Der alte Verteiler ist technisch interessant und hübsch... aber in dem Falle nix für uns


Stirnseite am Block

Natürlich ist ein kompletter, hochwertiger und vorgefertigter Kabelsatz bei dem Set dabei. Bei den Amis mußte nix extra bestellen









Ach herrlich, wie das gepaßt hat. Das ist echt das Beste bei den alten Amis. Fast 100 Jahre alt und du bestellst trotzdem einfach so alles Mögliche dafür. Sowas geiles. 

Nun, trotzdem brachte das leider nicht die Erlösung. Also es war natürlich unfassbar viel besser. Der Motor springt sofort an und läuft untenrum herrlich sanft und leise. Aaaaber wenn man fährt ist er immer noch recht unwillig beim rausbeschleunigen und er qualmt auch deutlich. Nach einem deutlichen Gespräch kam dann raus das der tolle Kompressionstest zwar schön gleichmäßige, aber dennoch recht schlappe 5 Bar hervorbrachte........

??????????

Wat? 

"Naja, ist halt ein alter Motor...." SCHEISSE NEIN!" Diesen Bullshit kann ich echt nicht mehr hören. Die waren damals nicht geistig behindert! Selbst meine asthmatische Nachkriegsmühle mit ihrer 1 : 6,5 Verdichtung drückt mal ganz geschmeidig 8,5 Bar ab!

Also gab es nun - endlich - einen Druckverlusttest.

Und  Tadaaaa, der Motor bläßt wie ein Idiot über die Ventile und Kolbenringe ab.  Na sowas.

Gut, das können natürlich die massigen Verbrennungsrückstände sein, welche der Motor über die Zeit mit defekter Zündung, zerballerten Vergaser und Kurzstreckendasein so erleiden mußte - aber ... naja, wir werden sehen. 

Freude