Freitag, 17. Juni 2022

Oh Gott, ich bin jetzt auch so!

So wie die Leute die früher einen angequatscht haben, wenn man mit seinem ollen Haufen unterwegs war. Von wegen "Mensch, ich weiß noch wie die neu im Laden standen, wo ist die Zeit hin?" usw...

Jahaa, das ist bei mir jetzt auch soweit. Ohne Scheiß, das hat mich letztens richtig gerissen! Darüber geredet haben wir im Freundeskreis oft schon. Mein Bruder und seine Freunde fuhren früher Golf I und II und die Corrados usw, meine Freunde fuhren olle Opels (Rekord D, B Kadett, E Kadett und was weiß ich noch), ich fuhr alte Käfer und den ganzen Kram - aber die waren halt schon gebraucht und auch verbraucht. Aber letztens kam meine Eltern mit ihrem Wagen bei mir an der Halle vorbei. Das freut mich immer - nur den Wagen hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen. Den haben die sich "damals" 1992 fast neu gekauft, als Jahres - bzw Vorführwagen. das Ding ist von 1991, also schon schlappe 31 Jahre alt! Kann das sein? 

Scheiße! Ja!

Und hat seitdem auch noch die alten, schöneren DIN-Kennzeichen drauf. Das hat mich getroffen wie der Blitz. Zumal das Auto seitdem ein Garagenwagen ist und vom Zustand ziemlich ordentlich daher kommt. Meine Eltern sind da aber auch der Typ Mensch, welcher sofort alles machen läßt wenn was nicht ganz in Ordnung ist. 

Gut für den Wagen offensichtlich.

1990 rum war ich ja dämliche 15 Jahre alt und fing an mich - neben den Mädels - auch für Fahrzeuge zu begeistern. Und die Initialzündung war leider Gottes - ich muß es sagen - im Autobereich tatsächlich dieser Wagen - oder eher der Vorgänger. Bei den Krädern war es direkt das Wehrmachtsgespann gewesen. Zündapp oder BMW, egal. Keine Ahnung warum. Das hat mich innerlich sofort getriggert, immer schon. Von diesem optischen Reiz bin ich auch erst seit meiner Lebensgefährtin etwas abgewichen ( im Blog hier auch gut nachzulesen).

Aber mich hatte damals ein Erlebnis mit einem Voyager I in Österreich gebrandmarkt. Meine Eltern sind damals vom Capri II (John Player Special) zu meinem Leidwesen auf einen Sierra umgestiegen, welchem die zwote Serie folgte mit welcher wir auch dort waren. Ein enges, lautes und im Sommer furchtbar heißes Auto. Ich habe ihn nicht wirklich gemocht - zumal mir immer schlecht darin wurde (der Forddunst, Sie wissen schon). Ein Bekannter meiner Eltern war ebenfalls zum Urlaub dort mit einem nagelneuen Voyager I in Hellblaumetallic und blauer Velour Innenausstattung. 3 Liter V6, Klimaanlage, Servolenkung, E-Fenster, elektrisch ausstellbare Seitenscheiben via zweier Schalter in der Dachkonsole in der auch noch ein Thermometer, ein Kompass (in einem LCD-Display) sowie Leseleuchten für jedermann verbaut waren.  Und Cupholder. CUPHOLDER Altaaaaa! DER Wahnsinn für uns. 

Alles war plüschig, es gab Platz wie doof, Kraft wie doof (für uns natürlich) das Ding war leise und unendlich weit entfernt für uns Kinder von dem was wir sonst so kannten. Der Sierra war eine dermaßigen traurige Bumshöhle dagegen, das kann man sich heute kaum noch vorstellen ( da ist es wieder, das Phänomen). Die Sitze kamen mir danach noch kratziger vor als jemals zuvor.

Aber auch meine Eltern ließ dieses Erlebnis nicht unberührt. Gut, mein Bruder und ich kauften ohne Ende Zeitschriften mit Testberichten über den Wagen und besonders der Nachfolger (ES) hat uns noch mehr geflasht. Wir nervten die beiden damit bis zur Vergasung. Wir tingelten die Chryslerhändler (gab es damals garnicht mal so wenige von) ab um Prospekt zu erhaschen oder mal einen Blick in die neuen Modelle zu riskieren.

Die Prospekte habe ich heute noch - alle (zb. den hier: Prospekt 1991 ). Ich war wirklich sehr glücklich als meine Eltern sich solch einen Wagen zulegten, denn ab da war es echt eine Freude im Auto mitzufahren. Es ging alles rein, stundenlang konnte man sitzen denn die Sitze waren halt für die fucking JuEsÄi gemacht - eine ziemlich großes Land mit laaaaaangen Wegen, wie Sie wissen. Keine verrotten im Sommer mehr auf verstauten Autobahnen, weil die Klimaanlage wie bescheuert dagegen ankämpfte - was ein nahezu unbekannter Luxus unterhalb der Oberklasse zu dieser Zeit war. Ein Schiebedach galt als gewagt und Fenster wurden per Hand gekurbelt. DAS war völlig normal - auch für Neuwagenkunden! Sechszylinder? Da Fuck? In einer Familienkarre? Undenkbar.

So brav war das in Teilen damals.

Naja, jedenfalls habe ich natürlich einen anderen Blick auf das Ding als manch anderer meiner Mitmenschen und mein Autogeschmack ist mittlerweile - seitdem ich selber fahren darf - ein vollkommen anderer. Die Autos aus dem Zeitraum lassen mich bis auf ein paar Ausnahmen völlig kalt. Meine Eltern sind bei diesem Wagen geblieben. Nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil er sie bis heute völlig überzeugt davon sind und was danach kam, fanden Sie irgendwie dämlich. Langsam pirschen Sie auf die 400.000 Km zu. Das spricht sehr für den Eimer ( oder Kübel, wie die bucklige österreichische Verwandschaft den Wagen nennt).

Aber ich muß sagen, wenn ich so einen Wagen heute sehe (was so gut wie nie mehr vorkommt), berührt es mich immer noch - und der meiner Eltern ganz besonders. 

Getting old ain't for sissies....

 

So, mal Bilder davon. Habe garnicht so viele - digital zumindestens ;)    :

 

Kacke, mein alter Herr ist auch schon gealtert. Wie sein Gefährt. Wahnsinn! Wo sind die Jahre hin?



Joa, der mußte und muß auch immer noch kräftig ran wenn es sein muß. Mach das mal mit einem Kombi.

die Zuladung ist dank Starachse und Blattfedern enorm


der Allrad von Puch macht das alles nochmal besser

Echt nicht zu glauben, aber such mal einen kurzen Allrad - frühe Version - vor Facelift. Viel Spaß....



knapp 400.000 Km? Hmmm




Dreißig Jahre. Das muß man sich mal bewußt machen. Ich kannte Menschen die wurden nicht so alt.  das fühlt sich echt komisch an.

 

 Tsss....


2 Kommentare:

  1. Komisch, irgendwie kann ich die Story von Beginn an zeitlich nachvollziehen :-D

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  2. Ja, oder? Das ist echt der Hammer. Wie oft hat der uns Vögel damit schon durch die Gegend gekarrt?

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